HACHSCHARA.
Begriff und kurze Geschichte
„Hachschara“ bezeichnet die selbstorganisierte landwirtschaftliche, gärtnerische, handwerkliche und hauswirtschaftliche Berufsausbildung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen als Voraussetzung zur Einwanderung ins Britische Mandatsgebiet Palästina. Der Begriff selbst stammt aus dem Hebräischen und wird allgemein mit „Tauglichmachung“ oder „Vorbereitung“ übersetzt.
Dem Projekt von Hachschara-Ausbildungen waren ab Ende des 19. Jahrhunderts zunächst Ideen einer „Berufsumschichtung“ innerhalb der jüdischen Gemeinschaft vorausgegangen. Eine Hinwendung zu „praktischen“ Berufen (die für Juden lange Zeit verschlossen blieben), sollte nicht nur die Berufsstruktur verändern, sondern damit zugleich antisemitischen Vorbehalten begegnen. Erste praktische Umsetzungsversuche folgten, am bekanntesten wurde die Gründung der Israelitischen Gartenbauschule in Ahlem bei Hannover 1893. Der zu gleicher Zeit aufkommende Zionismus verband die Idee der „Berufsumschichtung“ dann mit dem Projekt der Rückkehr der Juden nach Erez Israel. Allerdings war es anfänglich nur eine verschwindend kleine Minderheit, die diese Idee auch praktisch umsetzten wollte.
Dem Projekt von Hachschara-Ausbildungen waren ab Ende des 19. Jahrhunderts zunächst Ideen einer „Berufsumschichtung“ innerhalb der jüdischen Gemeinschaft vorausgegangen. Eine Hinwendung zu „praktischen“ Berufen (die für Juden lange Zeit verschlossen blieben), sollte nicht nur die Berufsstruktur verändern, sondern damit zugleich antisemitischen Vorbehalten begegnen. Erste praktische Umsetzungsversuche folgten, am bekanntesten wurde die Gründung der Israelitischen Gartenbauschule in Ahlem bei Hannover 1893. Der zu gleicher Zeit aufkommende Zionismus verband die Idee der „Berufsumschichtung“ dann mit dem Projekt der Rückkehr der Juden nach Erez Israel. Allerdings war es anfänglich nur eine verschwindend kleine Minderheit, die diese Idee auch praktisch umsetzten wollte.
In diesem Zusammenhang wurde die Gründung des Kibbuz Degania am See Genezareth 1910 bedeutsam, sie war die erste Gemeinschaftssiedlung in Palästina. Durch diese Siedlungen, die anfänglich Kwuza und später Kibbuz hießen, wurde auch das Bild des Chaluz/der Chaluza, die als Pioniere in einer landwirtschaftlichen Gemeinschaft in Palästina arbeiten und leben wollten, geprägt. Doch erst zehn Jahre später, am Ende des ersten Weltkrieges und mit dem durch die Balfour-Deklaration von 1917 möglichem Projekt von Palästina als jüdischer „Heimstatt“, begannen die Ideen von Hachschara, Alija und Leben im Kibbuz zunehmend an Konturen zu gewinnen.
Erste Gruppen des Hechaluz, der Organisation dieser Pioniere[1], entstanden zunächst vor allem in Osteuropa, wo die Not der jüdischen Jugend und die Bedrohung durch den Antisemitismus größer als in Deutschland war. Als Katalysator der Chaluz-Bewegung wirkte in Osteuropa wie auch in Deutschland die jüdische Jugendbewegung. Sie war hier wie dort – fast gleichzeitig – kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges entstanden. Ihr entstammte auch ein großer Teil der frühen Chaluzim und auch Aktivist*innen des Hechaluz. Nach Ende des Ersten Weltkrieges fanden in Deutschland neben der klassischen „Berufsumschichtung“ auch erstmals Hachschara-Ausbildungen statt.
Erste Gruppen des Hechaluz, der Organisation dieser Pioniere[1], entstanden zunächst vor allem in Osteuropa, wo die Not der jüdischen Jugend und die Bedrohung durch den Antisemitismus größer als in Deutschland war. Als Katalysator der Chaluz-Bewegung wirkte in Osteuropa wie auch in Deutschland die jüdische Jugendbewegung. Sie war hier wie dort – fast gleichzeitig – kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges entstanden. Ihr entstammte auch ein großer Teil der frühen Chaluzim und auch Aktivist*innen des Hechaluz. Nach Ende des Ersten Weltkrieges fanden in Deutschland neben der klassischen „Berufsumschichtung“ auch erstmals Hachschara-Ausbildungen statt.
Um die Unterschiede noch einmal zu verdeutlichen: „Berufsumschichtungen“ waren in der Regel klassische Ausbildungen, die in einen praktischen Beruf führen sollten. Wo dieser dann ausgeübt wurde, spielte dafür keine große Rolle. Demgegenüber sollte Hachschara dezidiert auf die Alija (Auswanderung) und Leben und Arbeiten in einem Kibbuz in Palästina vorbereiten. Zur Hachschara gehörte daher neben praktischer Berufs-Ausbildung immer auch die Beschäftigung mit jüdischer Kultur und Geschichte (Tarbut) und das Erlernen der hebräischen Sprache. Auch wenn praktisch viele Chaluzim der frühen Zeit gezwungen waren allein zu arbeiten, gehörte zur Hachschara – im Gegensatz zur Berufsumschichtung – auch Gemeinschaftserziehung, das Einüben in kollektive Formen des Arbeitens, Lernens und Lebens – wie sie für den Kibbuz notwendig waren. Wenn man einmal von wenigen Ausnahmen absieht, waren diese Versuche zudem mit sozialistischen Ideen verbunden.
Der deutsche Landesverband des Weltverbandes des „Hechaluz“ wurde 1922 gegründet und umfasste in den Jahren der Weimarer Republik selten mehr als 600 Mitglieder. Einen Höchststand erreichte er mit ca. 14 000 Mitgliedern 1933/34 als Reaktion auf die zunehmende Entrechtung der Juden durch die nationalsozialistische Diktatur. Neben den dominierenden landwirtschaftlichen Projekten gab es etwa seit Mitte der 1920er Jahre auch handwerkliche und hauswirtschaftliche Ausbildungen, von denen viele in Städten absolviert wurden. Deren Praxis ist in den Forschungen zur Hachschara wohl vor allem wegen der unzureichenden Quellensituation bisher unterrepräsentiert. Ab Mitte/Ende der 1920er Jahre begannen auch die Nicht-Zionist*innen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft Deutschlands sich mit neuen Formen von Ausbildung/Umschichtung zu beschäftigen, auch wenn deren Ziel nicht ein Kibbuz in Palästina war. Das prominenteste Projekt war die „Jüdische Siedlung Groß Gaglow“ bei Cottbus, die sich als Ort der „Binnenkolonialisation“ verstand. Hier sollte nicht auf Auswanderung oder Alija vorbereitet werden. Ziel war: den Ort in eine jüdische Siedlung innerhalb Deutschlands zu verwandeln.
Ebenfalls ab Mitte der 1920er Jahre begannen die Hachschara-Organisationen Hechaluz und Bachad[2] auch Ausbildungen im europäischen Ausland zu organisieren, die nach 1933 immer zahlreicher wurden. Etwa ein Drittel der deutschen Chaluzim absolvierte ab Mitte der 1930er Jahre eine Ausbildung außerhalb Deutschlands.
Eine Hachschara-Ausbildung konnte die Voraussetzungen für den Erhalt der von der britischen Mandatsmacht streng limitierten Arbeiter-Einreise-Zertifikate schaffen und damit überhaupt erst die Alija ermöglichen.
Einige der landwirtschaftlichen, gärtnerischen und hauswirtschaftlichen Ausbildungen fanden auf sogenannten Lehrgütern statt. Das war die von Anfang an von den chaluzischen Organisationen präferierte (und oft auch idealisierte) Form. Allerdings waren Lehrgüter vor 1933 eher die Ausnahme, zumeist war man darauf angewiesen, die Plätze anzunehmen, die sich boten.
Der deutsche Landesverband des Weltverbandes des „Hechaluz“ wurde 1922 gegründet und umfasste in den Jahren der Weimarer Republik selten mehr als 600 Mitglieder. Einen Höchststand erreichte er mit ca. 14 000 Mitgliedern 1933/34 als Reaktion auf die zunehmende Entrechtung der Juden durch die nationalsozialistische Diktatur. Neben den dominierenden landwirtschaftlichen Projekten gab es etwa seit Mitte der 1920er Jahre auch handwerkliche und hauswirtschaftliche Ausbildungen, von denen viele in Städten absolviert wurden. Deren Praxis ist in den Forschungen zur Hachschara wohl vor allem wegen der unzureichenden Quellensituation bisher unterrepräsentiert. Ab Mitte/Ende der 1920er Jahre begannen auch die Nicht-Zionist*innen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft Deutschlands sich mit neuen Formen von Ausbildung/Umschichtung zu beschäftigen, auch wenn deren Ziel nicht ein Kibbuz in Palästina war. Das prominenteste Projekt war die „Jüdische Siedlung Groß Gaglow“ bei Cottbus, die sich als Ort der „Binnenkolonialisation“ verstand. Hier sollte nicht auf Auswanderung oder Alija vorbereitet werden. Ziel war: den Ort in eine jüdische Siedlung innerhalb Deutschlands zu verwandeln.
Ebenfalls ab Mitte der 1920er Jahre begannen die Hachschara-Organisationen Hechaluz und Bachad[2] auch Ausbildungen im europäischen Ausland zu organisieren, die nach 1933 immer zahlreicher wurden. Etwa ein Drittel der deutschen Chaluzim absolvierte ab Mitte der 1930er Jahre eine Ausbildung außerhalb Deutschlands.
Eine Hachschara-Ausbildung konnte die Voraussetzungen für den Erhalt der von der britischen Mandatsmacht streng limitierten Arbeiter-Einreise-Zertifikate schaffen und damit überhaupt erst die Alija ermöglichen.
Einige der landwirtschaftlichen, gärtnerischen und hauswirtschaftlichen Ausbildungen fanden auf sogenannten Lehrgütern statt. Das war die von Anfang an von den chaluzischen Organisationen präferierte (und oft auch idealisierte) Form. Allerdings waren Lehrgüter vor 1933 eher die Ausnahme, zumeist war man darauf angewiesen, die Plätze anzunehmen, die sich boten.
Als es nach der nationalsozialistischen Machtergreifung immer weniger Ausbildungsmöglichkeiten bei nicht-jüdischen Landwirten gab, wurden Hachschara-Güter und Zentren in Deutschland zur Regel. Dagegen fand die Hachschara-Ausbildung in den Niederlanden, Dänemark und Schweden überwiegend bei nicht-jüdischen Landwirten statt. Um dennoch einen kollektiven Austausch und gemeinsames Lernen zu ermöglichen, organisierten Hechaluz und Bachad wöchentliche Gruppentreffen, die auch für Tarbut-Arbeit und den Hebräisch-Unterricht genutzt wurden. Einige dieser Gruppen verstanden sich daher bereits als „Kibbuzim“, gebräuchlich war der Begriff Hachschara-Kibbuz.
Die Hachschara wurde nach 1933 von einer Institution der jüdischen Selbsthilfe und zionistischen Erziehung zu einem umfassenden Ausbildungs-, Erziehungs- und Auswanderungssystem weiterentwickelt. Sowohl wegen ihres Umfanges als auch wegen ihrer Bedeutung als Rettungsprojekt wird die Hachschara nach 1933 zweifellos im Mittelpunkt des Projektes „Hachschara als Erinnerungsort“ stehen. In diesem Zusammenhang steht auch ein Projekt für Jüngere: die Jugend-Alija. Sie wurde schon 1932, in einer Zeit des erstarkenden Nationalsozialismus und ökonomischer Unsicherheit von Recha Freier initiiert. Bis 1934 hatte sie sich zu einem Projekt weiterentwickelt, an dem sich viele Institutionen in Deutschland, Europa, in Palästina und Übersee beteiligten. Im Gegensatz zur regulären Hachschara war die Jugend-Alija für Jugendliche unter 18 Jahren gedacht, die in Deutschland lediglich eine kurze Vorbereitungszeit absolvieren sollten. Das Ziel war eine umfassende zweijährige Ausbildung mit Hebräisch- und Tarbut-Unterricht in Palästina. Die Jugend-Alija Gruppen, die ab Frühjahr 1934 nach Palästina gelangten, wurden meist auf Kibbuzim aufgeteilt, es gab jedoch auch andere Ausbildungsstätten: z.B. das Kinder- und Jugenddorf Ben Schemen oder die Ausbildungs-Farm für Mädchen von Rachel Janait in Talpiot bei Jerusalem. Nachdem es ab 1935 für die meisten jüdischen Jugendlichen unmöglich wurde, eine höhere Schulbildung zu erlangen, schufen die zionistischen Organisationen mit der sogenannten Mittleren-Hachschara eine Institution, die zwischen klassischer Hachschara und Jugend-Alija angesiedelt war, in der Jugendliche unter 18 Jahren in Deutschland eine Ausbildung erhalten konnten. Es gab außerdem spezielle Ausbildungen für einige wie die sogenannte Seefahrts-Hachschara.
Die Hachschara wurde nach 1933 von einer Institution der jüdischen Selbsthilfe und zionistischen Erziehung zu einem umfassenden Ausbildungs-, Erziehungs- und Auswanderungssystem weiterentwickelt. Sowohl wegen ihres Umfanges als auch wegen ihrer Bedeutung als Rettungsprojekt wird die Hachschara nach 1933 zweifellos im Mittelpunkt des Projektes „Hachschara als Erinnerungsort“ stehen. In diesem Zusammenhang steht auch ein Projekt für Jüngere: die Jugend-Alija. Sie wurde schon 1932, in einer Zeit des erstarkenden Nationalsozialismus und ökonomischer Unsicherheit von Recha Freier initiiert. Bis 1934 hatte sie sich zu einem Projekt weiterentwickelt, an dem sich viele Institutionen in Deutschland, Europa, in Palästina und Übersee beteiligten. Im Gegensatz zur regulären Hachschara war die Jugend-Alija für Jugendliche unter 18 Jahren gedacht, die in Deutschland lediglich eine kurze Vorbereitungszeit absolvieren sollten. Das Ziel war eine umfassende zweijährige Ausbildung mit Hebräisch- und Tarbut-Unterricht in Palästina. Die Jugend-Alija Gruppen, die ab Frühjahr 1934 nach Palästina gelangten, wurden meist auf Kibbuzim aufgeteilt, es gab jedoch auch andere Ausbildungsstätten: z.B. das Kinder- und Jugenddorf Ben Schemen oder die Ausbildungs-Farm für Mädchen von Rachel Janait in Talpiot bei Jerusalem. Nachdem es ab 1935 für die meisten jüdischen Jugendlichen unmöglich wurde, eine höhere Schulbildung zu erlangen, schufen die zionistischen Organisationen mit der sogenannten Mittleren-Hachschara eine Institution, die zwischen klassischer Hachschara und Jugend-Alija angesiedelt war, in der Jugendliche unter 18 Jahren in Deutschland eine Ausbildung erhalten konnten. Es gab außerdem spezielle Ausbildungen für einige wie die sogenannte Seefahrts-Hachschara.
In der Pogromnacht vom 9. November 1938 und danach wurden zahlreiche Hachscharot von Nationalsozialisten überfallen, Chaluzim misshandelt und ältere Jugendliche in Konzentrationslager gebracht. Ein großer Teil von ihnen konnte zwar nach kurzer Zeit wieder freikommen, allerdings mit der Auflage, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen. Zwischen November 1938 und Sommer 1939 wurden die meisten zionistischen Organisationen in Deutschland verboten. Danach war ein Teil der Verantwortlichen des Hechaluz z.B. in der Abteilung Berufsvorbereitung des Palästina-Amtes in der Berliner Meineckestrasse weiter tätig. In den Jahren 1939 bis 1941 konnten zwar einige Hachscharot in Deutschland aufrecht erhalten werden, sie befanden sich allerdings zunehmend in Isolation und unter stetig wachsender Kontrolle der Gestapo. Mit der schrittweisen Umwandlung der Hachschara-Orte in Lager für Zwangsarbeit und dem Ausreiseverbot für Juden vom Oktober 1941, musste auch die Idee von „Vorbereitung“ und „Tauglichmachung“ für die Alija aufgegeben werden. Die letzten, zu Zwangsarbeiter-Lagern umgewandelten Hachschara-Stätten wurden im Frühjahr 1943 (weitgehend) aufgelöst und die verbliebenen Chaluzim in Vernichtungslager deportiert. Damit endete zunächst die Geschichte der Hachschara in Deutschland. Nach der Okkupation von Polen, der CSR, Frankreich, den Beneluxstaaten und einigen skandinavischen Ländern durch Nazi-Deutschland waren auch die jungen Chaluzim, die sich auf Auslands-Hachschara befanden, dort nun lebensbedrohlich gefährdet.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es ab 1945 vor allem im Umfeld der DP-Lager für wenige Jahre wieder Hachschara-Ausbildungen in Deutschland. Dort bereiteten sich vor allem osteuropäische Jüdinnen und Juden, die die Vernichtungslager überlebt hatten, auf ein Leben in Palästina (und ab 1948 in Israel) vor. Zugleich gab es mit dem Gehringshof/Kibbuz Buchenwald auch eine Hachschara, die von Überlebenden aus den ehemaligen Hachscharot in Ahrensdorf und Neuendorf geprägt wurde und der damit auf eine lange Hachschara-Tradition verweisen konnte.
[1] Hechaluz = He Chaluz, der Pionier
[2] Bachad, Akronym für Brit Chaluzim Datiim= Bund der religiösen Pioniere; orthodox-zionistische Chaluz-Organisation.
[1] Hechaluz = He Chaluz, der Pionier
[2] Bachad, Akronym für Brit Chaluzim Datiim= Bund der religiösen Pioniere; orthodox-zionistische Chaluz-Organisation.