Das Moses Mendelssohn Zentrum auf Ausstellungsbesuch in Trebbin Zwar ist das Hauptgebäude des ehemaligen Landwerks Ahrensdorf noch vorhanden, eine Darstellung zur Geschichte der einstigen Hachschara-Stätte wird vor Ort allerdings vergebens gesucht. Das gesamte Gelände, mitsamt dem leerstehenden und langsam verfallenden ehemaligen Hauptgebäude, welches unweit von Trebbin im Landkreis Teltow-Fläming liegt, befindet sich heute in Privatbesitz und kann weder betreten noch besichtigt werden. Kurz vor dem umzäunten Gelände weist eine Gedenktafel auf die Existenz der einstigen Hachschara-Stätte hin.
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Die große Anzahl der historischen Hachscharot macht es beinahe unmöglich jeden einzelnen dieser Orte zu kennen. Was Franeker, eine Kleinstadt im niederländischen Friesland, betrifft, gibt es allerdings eine Besonderheit: es existieren zwei kurze Filmausschnitte, die anschaulich das Leben in der dortigen Hachschara in den Jahren 1937 und 1939 zeigen. Gefilmt hat diese (zusammen) nur knapp 8- minütigen Filme der jüdische Arzt und Filmamateur Dr. Jacob Bramson, der als Psychiater in Franeker gearbeitet hatte und den Chaluzim und Chaluzoth der dortigen Hachschara verbunden war. Vor einigen Jahren sind nun die Filmsequenzen über dessen Sohn an die Gedenkstätte Yad Vashem und das Fries Film Archief gelangt. Letztere haben nun die Filme und weiteres Material als Ausgangspunkt für eine Ausstellung im Museum Martena in Franeker genommen, die Mitte April 2022 eröffnet wurde. Neben den wirklich eindrücklichen Filmen werden hier auch die Lebenswege einiger Chaluzim/Chaluzoth nachgezeichnet. Der „Kibboets Franeker“ existierte von 1934 bis zur zwangsweisen Auflösung 1941 und bot vor allem religiösen Jüdinnen und Juden aus den Niederlanden, Deutschland und Österreich Möglichkeiten zur Ausbildung. Einige der früheren Chaluzim/Chaluzoth aus Franeker wurden nach 1941 inhaftiert, deportiert und ermordet. An diese wird in der Ausstellung ebenfalls erinnert. Auch der junge Breslauer Hans Martin (später Shlomo) Cohn, geboren 1920, kam über Franeker in das Sammellager Westerbork und später nach Auschwitz. Er überlebte jedoch und kehrte nach der Befreiung, für kurze Zeit, nach Franeker zurück, bis es ihm schließlich gelang, nach Palästina/ Israel auszuwandern. Einige der Zeichnungen die nach der Shoa in Franeker entstanden sind, blieben bei seinem Zeichenlehrer zurück und sind nun ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Zudem existiert das Gebäude noch, in dem die Jugendlichen der Hachschara untergekommen waren. Allerdings wurde die Inneneinrichtung im Laufe der Jahre so stark verändert, dass von der ursprünglichen Struktur nicht mehr viel zu sehen ist. Die heutigen Besitzer betreiben hier eine kleine Kunstgalerie, fühlen sich aber auch der Geschichte dieses besonderen Ortes verbunden. Dass sich das Interesse am Thema nicht nur auf wenige Enthusiast:innen beschränkt, zeigte die Ausstellungseröffnung am 14. April. Etwa einhundert Besucher waren der Einladung gefolgt. Und auch, wenn wir mangels Sprachkenntnissen den Rede-Beiträgen nur grob folgen konnten, war diese Eröffnung eindrucksvoll. Weitere Aktivitäten der Initiator:innen dieser Erinnerung sollen noch in diesem Jahr folgen.
KB Von S. Bußenius erhielten wir den Hinweis, dass die von der „Landeszentrale für politische Bildung Hamburg“ herausgegebenen Broschüre „Jüdisches Hamburg“ einen Beitrag: „Ein ‚Kibbuz‘ in Rissen“ (S. 38-40), der sich mit der Hachschara in Hamburg-Rissen befasst, enthält. Mit Aspekten der Hachschara in Wilhelminenhöhe (ebenfalls Hamburg) beschäftigt sich Claudia Bade in ihrem Artikel: „Die Juden sind am Winterhilfswerk in Blankenese nicht beteiligt“. Jüdisches Leben in Blankenese zwischen Exklusion und Selbstbehauptung, erschienen im Sammelband: Jan Kurz / Fabian Wehner (Hrsg.): Blankenese im Nationalsozialismus 1933 -1939. (KJM Buchverlag Hamburg)
Liebe KollegInnen!
Dies sind zwei Fotos von einem Gedenkstein - einer sogenannten „Stolperstele“ - für die Hachschara auf dem Brüderhof in Harksheide bei Hamburg. Der Gedenkstein wurde am 12.11.2008 zum 70. Jahrestag des Pogroms von 1938 auf Initiative des örtlichen Vereins "Chawerim - Freundschaft mit Israel" von der Stadt Norderstedt errichtet. Er steht an der Zufahrt zum Buchverlag „Agentur des Rauhen Hauses“, Beim Brüderhof 8, 22844 Norderstedt. Leider ist der Tafeltext etwas verwirrend geschrieben und enthält keine grundlegenden Informationen zur Hachschara. Er ist auch nicht in allen Teilen korrekt; so gibt es keinen Beleg dafür, dass Landwirt Leuschner tatsächlich der SA angehörte. Sieghard Bußenius |
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Mai 2022
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